Ganz wie bei einem Spektrum ist die Grenze zwischen Legasthenie (LRS) und „zu erwartenden“ Lesefähigkeiten nicht klar definiert, was bedeutet, dass Kinder, die mit Leseschwierigkeiten zu kämpfen haben, nicht unbedingt als Legastheniker eingestuft werden.
Wenn man sich eine Skala oder ein Kontinuum vorstellt, bei dem Legasthenie am einen und normale Lesefähigkeiten am anderen Ende stehen, repräsentieren Leseschwierigkeiten alles dazwischen.
Leseschwierigkeiten verstehen
Die Definition von ‚Leseproblemen‘
Leseschwierigkeiten, die auch als ‚Leseschwäche‘ oder ‚Lesedefizit‘ und ‚Lesestörung‘ bezeichnet werden, werden als ‚Teilleistungsschwächen‘ eingestuft und beinhalten sämtliche Probleme mit phonologischer Verarbeitung, Leseverständnis und Lesefluss.
Leseschwierigkeiten beziehen sich auf Probleme, die Personen beim Verständnis und beim Entziffern von geschriebenen Texten haben. Diese Probleme können von einer Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, darunter Lernschwächen wie Legasthenie, schlechter Leseunterricht, mangelnder Zugang zu Büchern und andere zugrunde liegenden Erkrankungen, wie Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) oder Sehbehinderungen.
Leseschwierigkeiten können sich auf verschiedene Arten ausdrücken, unter anderem durch langsames oder ungenaues Lesen, Probleme mit dem Leseverständnis, Probleme mit dem Entschlüsseln von unbekannten Wörtern oder langsamen Lesefluss.
Was kann Leseschwierigkeiten verursachen?
Leseschwierigkeiten können auf eine Reihe von Faktoren zurückgeführt werden, darunter:
- Visuelle Verarbeitung: Schwierigkeiten beim Interpretieren und Verarbeiten von visuellen Informationen, die den Lesefluss und das Leseverständnis beeinträchtigen können.
- Phonologische Verarbeitung: Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von Sprachlauten, was sich auf die Entschlüsselungs- und Worterkennungsfähigkeiten auswirken kann.
- Auditive Verarbeitung: Schwierigkeiten bei der Verarbeitung von auditiven Informationen, was das Hörverständnis und das Befolgen von mündlichen Anweisungen beeinträchtigen kann.
- Bildungsangebot: Mangelnder Zugang zu Angeboten, die frühe Lesekompetenz fördern, wie frühzeitiges Auseinandersetzen mit dem Lesen, Erweiterung des Wortschatzes oder positive Bestärkung zum Thema Lesen.
Kinder mit Leseschwierigkeiten können Probleme in der Schule haben, besonders in Fächern, in denen viel gelesen werden muss, und könnten deshalb das Lesen vermeiden. Deshalb ist es wichtig, einen Spezialisten hinzuzuziehen, falls ein Kind oder Erwachsener Schwierigkeiten beim Lesen hat.
Legasthenie verstehen
Inwiefern unterscheidet sich LRS von anderen Leseproblemen?
Legasthenie hat eine speziellere Definition. Legasthenie wird als neurologische Entwicklungsstörung definiert, die die Fähigkeiten einer Person beeinträchtigt, genau und flüssig zu lesen. Sie wird hauptsächlich von Schwierigkeiten mit phonologischer Verarbeitung und Lesefluss charakterisiert. Deshalb kann sie als eine Art Leseschwäche verstanden werden, wobei nicht alle Leseschwächen als Legasthenie klassifiziert werden können.
Zudem wird Legasthenie im Allgemeinen als Entwicklungsstörung des Lesens betrachtet. Dies ist eine Art von Leseschwäche, die nicht auf andere Ursachen zurückzuführen ist, wie mangelnde Bildungsangebote oder Hirnschäden.
Wie äußern sich mit Legasthenie verbundene Leseschwierigkeiten?
Legasthenie ist eine komplexe Erkrankung, die sich bei verschiedenen Personen auf verschiedene Weise bemerkbar macht. Studien unterscheiden zwischen 4 Hauptarten von Legasthenie, die die verschiedenen Weisen widerspiegeln, auf die die Lesefähigkeit einer Person beeinflusst werden.
Zum Beispiel haben manche Legastheniker Probleme mit phonemischer Wahrnehmung, wodurch es ihnen schwerfällt, neue Wörter zu entschlüsseln. Bei diesen Personen wird möglicherweise eine Phonologische Legasthenie diagnostiziert.
Andere tun sich eventuell schwer damit, bekannte Wörter zu erkennen, obwohl sie neue Wörter entschlüsseln können. Bei diesen Personen könnte Oberflächliche Legasthenie festgestellt werden.
Die vier Hauptarten von Legasthenie kann man wie folgt zusammenfassen:
- Phonologische Legasthenie: Schwierigkeiten mit der Entschlüsselung von neuen Wörtern, oft durch Schwierigkeiten mit phonetischem Bewusstsein.
- Oberflächliche Legasthenie: Schwierigkeiten beim Erkennen von bekannten Wörtern oder dem Merken von neuen Wörtern, oft durch Schwierigkeiten mit visueller Verarbeitung oder schlechtem Kurzzeitgedächtnis.
- Defizit in der Benennungsgeschwindigkeit: Kennzeichnend dafür sind Schwierigkeiten dabei, bekannte Informationen abzurufen, wie das Benennen von Farben, Buchstaben oder Zahlen.
- Legasthenie mit doppeltem Defizit tritt auf, wenn Kinder Defizite in zwei verschiedenen Bereichen aufweisen, z.B. bei phonologischem Bewusstsein und Benennungsgeschwindigkeit.
Zwischen den verschiedenen Arten von Legasthenie zu unterscheiden hilft Spezialisten dabei, die speziellen Probleme zu verstehen, vor denen eine Person steht, und gezielte Maßnahmen zu entwickeln, die dieser Person zu Erfolgen verhelfen.
Es ist wichtig zu beachten, dass eine Kombination dieser Probleme bei einer Person auftreten kann, und dass eine frühe Diagnose und frühzeitige Maßnahmen entscheidend beim Umgang mit einer Leseschwäche sind.
Kinder, die an Legasthenie leiden, können ebenfalls von ADHS betroffen sein, was ihre Leseschwierigkeiten noch verschlimmert. ADHS äußert sich als Problem bei der Konzentration, der Fertigstellung von Aufgaben und dem Befolgen von Anweisungen, was sich wiederum auf das Lesen und Lernen auswirken kann.
Legasthenie kann offiziell diagnostiziert werden
Unterstützung und Fördermaßnahmen für Leseschwächen und LRS
Glücklicherweise profitieren beide Arten von Lernschwierigkeiten von denselben Fördermethoden, weshalb wir es für wichtig halten, sowohl Legasthenie als auch Leseschwierigkeiten zu besprechen.
Die meisten Leseschwächen, einschließlich Legasthenie, können überwunden werden. Wenn Ihnen auffällt, dass Ihr Kind nicht gut lesen kann und in der Schule im Vergleich zu den Gleichaltrigen nicht gut abschneidet, könnte es ratsam sein, dies so bald wie möglich mit den Lehrern und Lehrerinnen des Kindes zu besprechen. Mit der GoLexic-App können Sie Ihr Kind auch zu Hause unterstützen. Unser Ziel ist es, Kindern, die Schwierigkeiten beim Lesen haben, zu helfen, Vertrauen in ihre Lese- und Rechtschreibfähigkeiten zu gewinnen. Es ist nie zu spät, um Fördermaßnahmen zu ergreifen.